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Pressebericht der Bonner Rundschau (Mittwoch 12.03.2025) von Heidrun Wirth "Kultur Bornheim"
Zwischen Realismus und Abstraktion
Xinying Zhang, chinesische Kunst drängt ans Licht, nicht nur im Karneval
Die chinesische Malerin Xinying Zhang hat ihr Atelier in Bornheim, passenderweise in der Grünewaldstraße. Nicht nur die europäische Malerei, auch die rheinische Lebensart faszinierte sie. Und während ihr aus Ürümqi stammender Ehemann in Bonn über die Ethik von Konfuzius und Kant promovierte, spürte sie der europäischen Kunst und der rheinischen Mentalität nach, wobei es ihr der Karneval angetan hat.
Die 1980 in Hebei geborene Malerin hatte dort schon Kunsterziehung studiert und auch unterrichtet. 2010 studierte sie in Peking noch traditionelle chinesische Malerei. Von dieser feinen Tuschearbeit fließt manches in die Bilder ein.
Als sie 2012 nach Deutschland kam, um sich von einer schweren Operation zu erholen, wurde sie im Rheinland herzlich, insbesondere von Heinz Ossenkamp im Festausschuss Bonn Buschdorf empfangen. Dort lernte sie den Karneval kennen und so wurde sie 2018 sogar zur Karnevalsprinzessin gekürt. Sie meint dazu, sie werde in Kürze eine Werkreihe von Karnevalsbilder malen, „um den Rheinländern das zurückzugeben, was sie an mir getan haben.“
„Weil sie in China nicht mehr Kaiserin von China werden konnte, wurde sie bei uns eben Prinzessin des Buschdorfer Karnevals“, ergänzt die karnevalsafine Galeristin Rosemarie Bassi augenzwinkernd. In ihrer Galerie in Remagen werden ihre Bilder nun unter dem Titel „Inspirationen und Sehnsuchtsbilder“ zum ersten Mal ausgestellt.
Vielfältig ist der Malstil, der im Grenzbereich zwischen Realismus, Stilisierung und Abstraktion liegt, immer aber von großer Farbharmonie getragen ist. Landschaftsimpressionen führen in ihre Heimat in der Provinz Hebei. Ein großer Naturpark, tut sich dort auf. Zauberhafte Grün- Gelbtöne ziehen in weiten Perspektiven über Hügel und Wälder hinweg. Sie erinnern an den englischen Realisten David Hockney. Doch die blauen Weiten und weichen Horizonte in Abendstimmung enthalten die romantischen Stimmungen von Sehnsuchtsorten.
Den Landschaften ganz entgegengesetzt ist die „Innensicht“ der Künstlerin, wie Rosemarie Bassi die abstrakten Bilder bezeichnet.
Ausgelöst durch die Graubilder Gerhard Richters, geht Xinyang Zhang in ihrer Schichtenmalerei hier völlig abstrakt vor. Ebenso wie er, setzt auch sie die Rakel als riesige Spachtel ein, die sie selbst mit Material aus dem Baumarkt anfertigt. Damit grundiert sie die Leinwand in mehreren Schichten übereinander und kann darauf sogar noch nasse Farben auftragen.
Man könnte sich in einem dreiteiligen Triptychon in die Farbharmonie von weit ausholenden Rot- Blau-Gelb-Türkiswirbeln fallen lassen, wäre die Leinwand nicht an einer Stelle hässlich aufgeschlitzt und wurde nicht an einer anderen Stelle sogar ein Stück rüde herausgeschnitten. Der Titel dieser Betroffenheit hinterlassenden Bildtafeln heißt „Krieg“.
Faszinierend ist ein 1.65 mal 2.90 Meter großes Format mit unzählbaren farbigen Pinselstrichen. Alle sind mit kleinen schwarzen Punkten wie mit Köpfen versehen und symbolisieren so eine gewaltige Masse von Menschen, die sich vom dunklen Vordergrund bis zu einem fernen hellen Hintergrund fortsetzt, eine „Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“ so der Bildtitel.
Xinjang Zhang hat sich auf einen kleinen weißen Strich im Bild, selbst wiedergefunden. „Gute Bilder“, so sagt sie, „sind das Ergebnis der Verbindung des Lebensfokus mit der Energie des Universums.“
Ab Sonntag, 23.3. (Vernissage um 16 Uhr) wird all das bis zum 4. Mai in der Galerie von Rosemarie Bassi in Remagen, Marktstraße zu sehen sein.